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Am 25. Oktober 2018 war es endlich soweit. Das Atelier for mindful architecture wurde offiziell ins Leben katapultiert. Um die Diskussion der Plattform zu starten, waren drei Personen eingeladen, die sich seit langem intensiv mit Fragen zur Nachhaltigkeit im Bauwesen auseinandersetzen.

Frank Thesseling von KEOTO startete die Runde mit dem Thema Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Anhand von konkreten Beispielen zeigte er den heutigen Stand der Digitalisierung, die Geschwindigkeit dieser Entwicklung und die Möglichkeiten wie diese in der heutigen Praxis bereits angewendet werden. So zeigte er auf, wie man in New York durch den Einsatz von Algorithmen die Leerfahrten von Taxis reduzierte. Der Algorithmus errechnete, dass durch den Einbezug von strategisch angeordneten Warteplätzen, die Leerfahrten der Taxis und entsprechend die Anzahl der Taxis reduziert werden konnte, ohne dass die Kunden längere Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. Diese Berechnungen und die Neuorganisation mit Warteplätzen ermöglichte eine Reduktion von 8000 auf 5000 Taxis.
Die Möglichkeiten, welche die sich rasant entwickelnde Digitalisierung mit sich bringt, sind enorm und werden auch in den Aufgabenbereich der Architekten greifen. Es ist zu erwarten, dass in absehbarer Zeit, Arbeiten welche heute durch Architekten in grosser Konzentration, basierend auf einem breiten Wissen über Monate erarbeitet werden, durch Computerprogramme innerhalb von Sekunden erledigt werden können und dass die Lösungen präzise und wichtige Fragen beantworten, auf die wir heute noch keine Antworten haben. Dies resultiert in einer Qualitäts- und Effizienzsteigerung in einem Ausmass, in dem der Planer in gewissen Bereichen schlicht wegrationiert wird. Wie sich dieser Schritt in der Praxis manifestiert und unser Berufsbild verändert können wir heute nur erahnen, dass diese Entwicklung kommen wird ist jedoch eine Tatsache. Also ist es höchste Zeit sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, damit wir von der Entwicklung profitieren und nicht einfach ersetzt werden.

Rolf Frischknecht von treeze erläuterte mit konkreten Zahlen was es bedeutet umweltschonende Konzepte umzusetzen und welche Anstrengungen unternommen werden müssen um den Vorgaben der Klimaschutz – Vereinbarung zu entsprechen, die von der internationalen Staatengemeinschaft im Dezember 2015 in Paris unterzeichnet wurde. Das darin definierte Ziel, die Erderwärmung auf unter 2°C zu begrenzen, bedingt eine relevante Veränderung unser Prozesse. Im Bauwesen ist es in diesem Zusammenhang unerlässlich, sich mit den Ökobilanzen von Gebäuden auseinanderzusetzen. Die Ökobilanzen basieren auf einem Lebenswegansatz und berücksichtigen Abbau, Umwandlung, Herstellung, Nutzung und Entsorgung/Recycling. Rolf Frischknecht sprach diesbezüglich nicht nur davon, welchen Faktoren Beachtung geschenkt werden müssen, sondern auch wo man Informationen und praktische Planungshilfen dazu findet (siehe nachfolgende Links). Spannend war der Vergleich der Ökobilanzen von ganz unterschiedlich konzipierten Gebäuden. Die Vergleiche zeigten, dass es nicht nur einen Ansatz für nachhaltiges Bauen gibt, sondern dass je nach Bauaufgabe ganz unterschiedliche Strategien zum Ziel führen können. Ob dies für ein Projekt über den Weg mit mehr und intelligenter Gebäudetechnik angestrebt wird, oder durch einen Ansatz der darauf abzielt die Gebäudetechnik zu reduzieren, ist nicht relevant. Relevant ist es für ein Gebäude den optimalen Weg zu wählen. Aus diesem Grund ist es unerlässlich bereits in der Projektphase die Effizienz der verschiedenen Konzepte zu vergleichen, damit das gesamte Potenzial ausgeschöpft werden kann und tatsächlich der nachhaltigste Weg gewählt wird.

Marcus Baur von der Credit Suisse Asset Management AG führte aus, wie die Credit Suisse ihre Verantwortung gegenüber der Umwelt wahrnimmt. Mit einem Immobilienportfolio von 1’300 Liegenschaften die einem Verkehrswert von über 32 Milliarden Franken entsprechen hat die Credit Suisse eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt. Diese basiert auf den 17 Sustainable Development Goals der UNO und der Energiestrategie des Bundes. Die wichtigsten Eckpunkte bilden die Reduktion der CO2-Emissionen (CO2-Absenkpfad 2010 bis 2020; Ziel 20%); Energie Controlling mit Betriebsoptimierungen; weitgehender Verzicht von fossilen Energieträgern und Investitionen in Photovoltaik. Um den Zielen bezüglich Nachhaltigkeit Nachdruck zu verleihen hat die Credit Suisse vor 10 Jahren ihr eigenes Nachhaltigkeitslabel entwickelt. Mit dem Label „green property“ wurden präzise Kritierien bezüglich Nutzung, Infrastruktur, Energie, Materialien und Lebenszyklus erarbeitet, denen jeder Neubau den die Credit Suisse erstellt entsprechen muss. Damit die erstellten Gebäude den selbst gesetzten Kriterien entsprechen, prüft eine externe, unabhängige Stelle die Anforderungen. Seit der Einführung des green property Labels wurden über 100 Neubauten mit dem Label zertifiziert. Da sich die Erkenntnisse zur Nachhaltigkeit fortlaufend entwickeln und der aktuelle Wissenstand bei künftigen Projekten berücksichtigt werden soll, wird das Label green property zurzeit überarbeitet.

Zusammengefasst zeigten die Referate verschiedene Wege und Möglichkeiten, wie Nachhaltigkeit eingesetzt und in der Praxis umgesetzt werden kann. Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Referenten ganz herzlich bedanken. Ganz im Sinne: Nur ein geteilter Gedanke zur Nachhaltigkeit ist nachhaltig!

Nachhaltige Informationen sind heutzutage auch online verfügbar. Wir haben die Referenten um ihre persönlichen Tipps gebeten. Diese finden Sie nachfolgend:

Empfehlungen von Frank Thesseling, KEOTO

https://www.zeit.de/index

https://www.archplus.net/home/

http://bauwelt.de

https://www.nzz.ch

Empfehlungen von Rolf Frischknecht, treeze

KBOB-Empfehlung 2009/1:2016 „Ökobilanzdaten im Baubereich“:
https://www.eco-bau.ch/index.cfm?Nav=17&ID=46

https://www.kbob.admin.ch/kbob/de/home/publikationen/nachhaltigesbauen/
oekobilanzdaten_baubereich.html

Ökobilanzrechner zu Beton, Fenster, Strommix, Wärmepumpenheizung, Fernwärme und
Transporte
http://treeze.ch/rechner/?L=1

SIA 2040, SIA-Effizienzpfad Energie und deren Rechenhilfe:
http://www.sia.ch/de/themen/energie/effizienzpfad-energie/

Hilfsmittel zur Berechnung der „Grauen Energie“ (zugelassene Software unter „Hilfsmittel Graue Energie“):
https://www.minergie.ch/de/zertifizieren/eco/

Ökobilanzdaten zu Mobilität (mobitool):
https://www.mobitool.ch/admin/data/files/marginal_download/file_de/30/mobitoolfaktoren-
v2.0n.xlsm?lm=1481553445

Empfehlungen von Marcus Baur, Credit Suisse Asset Management AG

http://csintra.net/am/switzerland/realestate/de/real_estate_switzerland/greenproperty/
green_property.html

https://www.credit-suisse.com/ch/de/asset-management/solutions-capabilities/realestate-
ch/product-range/credit-suisse-real-estate-fund-green-property.html

https://www.credit-suisse.com/media/assets/asset-management/docs/realestate/
greenproperty-imagebrochure_ch_ger.pdf