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(deutsche Version nachfolgend)

In recent years the internal densification of existing urban areas has become one of the most significant challenges in planning and construction in Switzerland. With densification as the goal countless buildings are demolished in order to make room for new, usually larger structures. Older buildings are destroyed and their construction materials disposed of. Reusing components, such as has been widely practised in the automobile industry for decades, is in the construction industry still a rare occurrence.

Reuse: the “Railway Sleeper House” by Shin Takasuga using old wooden railways sleepers, 1970-1975

In Switzerland there are around 10 ‘Bauteilbörsen’, exchange platforms that sell used or unwanted building components via the website bauteilclick.ch. One of these is the Chance Foundation (‘Stiftung Chance’). We recently paid them a visit.

The main focus of Stiftung Chance is integrating people into the employment market, rather than the reselling of building components per se. Having a social interest as a primary goal is a quality common to many of the exchange platforms for building materials in Switzerland.

In order to cover their costs, Stiftung Chance charges for the dismantling of the building components that they then resell. In this way a building client can save on disposal costs while also making a statement against the disposable economy, which is the norm in the construction industry, as in most others.
The work of Stiftung Chance is carried out by a team of 3 group leaders and 30 employees, supported by administration and sales staff.

Thanks to groups such as Stiftung Chance it is nowadays possible online, and without much effort, to look for and find specific building components for reuse. A wide palette is available: flooring, kitchen and bathroom fittings, lights, windows, doors and much more. The objects offered for sale include not only used materials, but also new elements which were simply incorrectly produced. Given this fact it seems astonishing that only a few renovators and DIY enthusiasts take advantage of the potential of what is on offer.

A deeper look through the most prominent architecture magazines makes clear that the recycling of building components has not really taken hold in architectural practice, despite innumerable claims of sustainability throughout the industry. It seems as though the aesthetic of perfection, so often a central goal of Swiss construction, leaves no room for the use of secondhand construction materials and building elements. This stands in stark opposition to the fact that in architectural discourse we regularly complain about the facelessness of new developments.

In industrial design the the reuse and recycling of materials and components is already an integrated part of practice, and it is understood and accepted that this can bring a richness and creativity of concept and expression, such as in the work of the industrial designer Curro Claret. The reuse of materials or components can be seen as a valid contributor to the creative process and to the end aesthetic. In architecture this openness of expression is both urgent and long overdue.

Thanks to Mr. Anton Muff, CEO Stiftung Chance, who shared the information on the second hand building material business in a personal talk we had in July 2018 in Oerlikon. Markus Elmiger 1.11.2018

Reuse: Stiftung Chance (Bauteilbörse)

Zeitgemässe Ästhetik ist Nachhaltig

Die innere Verdichtung des Siedlungsraumes wurde in den letzten Jahren in der Schweiz zu einer der grössten Herausforderungen im Bauwesen. In diesem Zusammenhang werden unzählige Gebäude abgerissen, um neuen, meistens grösseren Gebäuden Platz zu machen. Die alten Gebäude werden dabei zerstört und die Materialien entsorgt. Die Wiederverwendung von Bauteilen, wie dies zum Beispiel in der Autoindustrie seit Jahrzehnten praktiziert wird, findet im Bauwesen kaum statt.

In der Schweiz existieren ungefähr 10 Bauteilbörsen, die Occasion-Bauteile auf der Website bauteilclick.ch zum Verkauf anbieten. Die (‘Stiftung Chance in Zürich ist eine davon. Wir haben sie besucht.

Die Hauptaufgabe der Stiftung Chance ist die Integration von Arbeitssuchenden und nicht die Bauteilbörse als solche. Dieses Merkmal, eine soziale Aufgabe als Hauptziel zu verfolgen ist ein typisches Merkmal von Bauteilbörsen in der Schweiz.

Damit die Bauteilbörse der Stiftung Chance kostendeckend arbeiten kann, muss sie die Aufwände für den Ausbau der Bauteile verrechnen. Der Bauherr spart dadurch die Entsorgungskosten und setzt ein Zeichen gegen die weit verbreitete Wegwerfgesellschaft, welche auch in der Baubranche vorherrscht.
Neben Administration und Verkauf, sind in Zürich ein Team bestehend aus 3 Gruppenleitern und 30 Arbeitskräfte mit dem Ausbau und an der Auffrischung der Bauteile beschäftigt.

Somit ist es heutzutage ohne grossen Aufwand möglich, online nach einem gewünschten Bauteil zu suchen und dieses auch zu finden. Die Palette umfasst ein breites Angebot von Boden- und Wandbelägen, Küchen, Sanitär, Heizung & Klima, Elektro & Leuchten, Fenster, Wände & Dachmaterialien, Türen, Tore und vieles mehr. Darunter finden sich nicht nur alte, sondern auch neue, lediglich falsch produzierte Bauelemente. Aus diesem Grund erstaunt die Tatsache, dass von diesem Potenzial heute lediglich ein paar Altbausanierer und Heimwerker gebrauch machen.

Ein vertiefter Blick in die einschlägigen Fachmagazine zeigt, dass das Thema Recycling von Baumaterialien in der Architektur trotz unzähligen Nachhaltigkeitsbekenntnissen noch nicht angekommen ist. Scheinbar lässt die vermeintlich perfekte ästhetische Absicht der Architekten die Verwendung von Secondhand-Baumaterialien und Bauteilen nicht zu. Dies steht im krassen Gegensatz dazu, dass wir uns über die Gesichtslosigkeit unserer Neubauquartiere beklagen.

Im Gegensatz zur Bauindustrie ist im Industriedesign die Wiederverwendung und das Recycling von Materialien bereits ein integraler Bestandteil der Praxis. Das sich der kreative Umgang mit diesen Themen positiv auf den formalen Reichtum der Konzepte auswirkt, ist seit langem bekannt und entspricht dem heutigen Zeitgeist. Die Arbeit des Industriedesigners Curro Claret ist ein hervorragendes Beispiel für die Verbindung von Design und nachhaltigen Konzepten. Auch die Erfolgsgeschichte von Freitag Taschen
bestätigt, dass eine Zweitnutzung von Materialien zu einem kreativen Mehrwert führen kann. Die Wiederverwendung von Materialien oder Bauelementen kann als Beitrag im kreativen Prozess zu einer reichhaltigeren Endästhetik führen. In der Architektur ist es längst überfällig eine Offenheit für diese Themen zu entwickeln.

Herzlichen Dank an Herr Anton Muff, der Geschäftsleiter der Stiftung Chance, der Information zum Bauteilhandel in einem persönlichen Gespräch im Juli 2018 in Oerlikon teilte. Markus Elmiger 1.11.2018

©Markus Elmiger / Iquique, Chile, Erweiterungen mit Second Hand Baumaterialien durch die Mieter, Architektonische Grundstruktur durch Alejandro Aravena (Elemental)